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Consumer Electronics 6

Sektion B, Grunt, Sickness, Control, Slogun

Samstag, 15.10.2005 im K17 / Berlin

 

 

Kurz, aber intensiv!

Habe selten ein Festival erlebt, über das im Nachhinein so intensiv diskutiert wurde. Die Meinungen gingen soweit auseinander, dass man wirklich das Gefühl bekam, an diesem Tag fanden zwei Festivals statt. Wohlgemerkt, es ging bei der Diskussion um das gesamte Festival und nicht um ein einzelnes Konzert bzw. Auftritt. Das lag eventuell auch an dem stark gemischten Publikum, das zum einen aus absoluten Szenekennern bestand, die direkt aus Berlin kamen und zum anderen aus weit angereisten Personen mit hoher Erwartungshaltung.

Drei der fünf Projekte hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht live gesehen. Die beiden anderen, Sektion B und Control, waren/sind ein Garant für eine lohneswerte Reise. Grunt, Sickness und Slogun waren das so genannte Sahnehäubchen.

Die Anreise war relativ stressfrei und trotz eines kleinen Staus, einer LKW-Explosion und mehreren Pausen traf man noch viel zu früh ein. (Abfahrt 08:30, Ankunft 12:45; 400km) Die gebuchte Pension befand sich glücklicherweise direkt in der Nähe des K17 (400m Entfernung).

Beginnen sollte das Festival pünktlich um 19:00 Uhr. Um Punkt 00:00 Uhr musste alles vorbei sein. Hier gab es bereits das erste Problem, man fing an zu rechnen. Für jedes Projekt eine Stunde. Umbauphase 15 Minuten. Jedes Projekt konnte also nur effektiv 45 Minuten spielen. Der erste Unmut kam auf, als Sektion B um 19:30 immer noch nicht anfingen. Wer wird jetzt wohl einen kürzeren Auftritt haben? Oder hat sogar ein Projekt abgesagt? Oder ist das mit der Mitternachtsgrenze nur Panikmache gewesen?

Gegen 20:00 Uhr durften Sektion B dann endlich loslegen. Wie immer so überzeugend, dass man es kaum beschreiben kann. Harte Geräusch-Flächen, die mit Druck und aggressivem Geschrei ins Publikum geschleudert werden. Untermalt mit Videos, die auf ihre Art und Weise die Ästhetik des Terrors thematisieren. Der Abend war gerettet! Als letztes Stück wurde Born To Be Wild gewählt. Dabei wurden zwei Plakate mit Hilfe einer Machete zerstört (Normalweise werden die Menschenrechte mit Füssen getreten).

Nach einer Umbaupause war das Projekt Grunt am Zuge. Die Stimmung heizte sich im vorderen Bereich des Publikums vor Begeisterung auf. Geballte Fäuste gingen zur Decke. Untermalt wurde das ganze durch eine „Modells-Im-Schönheitswahn“-Videoprojektion. Gelungener Auftritt!

Anschließend kam das Projekt Sickness, als Ersatz für Skm.etr, an die Reihe. Unglücklicherweise gab es hierbei einen kleinen Zwischenfall. Der Videofilmer auf der Bühne versperrte mehreren Besuchern die Sicht. Das änderte sich schlagartig, nachdem er sich unfreiwillig einer Bierdusche unterziehen musste. Wutentbrannt stürmte er auf den Werfer zu und schubste ihn durch die Gegend. Eine Eskalation stand kurz bevor. Für diesen Moment fand die Performance im Publikum statt. Auf der Bühne brachte sich Sickness immer mehr seinem Höhepunkt näher. Der Auftritt endete nach 20 Minuten damit, dass er wie verrückt auf sein Equipment einschlug und sich dabei den Finger aufschnitt. Hammer!

Die darauf folgende Pause war übrigens sehr lang. Genau passend zum Einkaufen von reichlich Tonträgern bis zum ersehnten Control-Auftritt. Control, der schon durch sein extravagantes Aussehen auffällt, konnte leider seine aggressive Stimme nicht so rüberbringen, wie es sich viele im Publikum gewünscht haben. Da ich in der ersten Reihe stand, hab ich von den Lautstärkeproblemen selber nichts mitbekommen. Seine Stimme kam auch ohne Mikrophon ziemlich gut rüber. Das demonstrative Herausziehen der Steckverbindungen signalisierte den Abschluss seines Auftritts. Ganz groß!

Den Höhepunkt des Festivals sollte Slogun darstellen. Und genau deshalb kamen wohl anschließend die ganzen Diskussionen auf. Sein Auftritt war leider etwas zu kurz. Gerade mal 15 Minuten dauerte seine Performance. Nach 5 Minuten ging er ins Publikum, beschimpfte es und schubste es durch die Gegend. Das kam sehr gut an. Weniger gut war die Tatsache, dass er danach sein Mikrophon auf die Bühne schmiss und den Auftritt beendete. Plötzlich „flogen“ bzw. rollten Flaschen auf die Bühne. Auch Anfeuerungsrufe brachten ihn nicht dazu, weiterzumachen. Einer klatschte die ganze Zeit und schrie: „Das war ja zum Kotzen, richtig zum Kotzen“. Inzwischen waren bereits die anderen amerikanischen Musiker damit beschäftigt, ihr Equipment abzubauen.

Nachdem die Rufe und Schreie immer lauter wurden und sich die Stimmung richtig aufheizte, gab es noch einen kurzen gemeinsamen Auftritt der Künstler, der sicherlich nicht geplant war. Dennoch war die Enttäuschung bei manchen Besuchern so groß, dass einer sogar das gerade gekaufte Slogun T-Shirt am liebsten wieder zurückbringen wollte. Wiederum andere waren von dem Auftritt richtig begeistert.

Ein wenig unfair finde ich es allerdings, dass im Nachhinein das gesamte Festival wegen des Slogun-Auftrittes zerredet wird. Davon mal abgesehen, sind die Auftritte dieses Künstlers nie viel länger. Man hätte es halt nur wissen müssen. Besucher, die nur wegen Slogun dort waren und es nicht wussten, fühlten sich mächtig verschaukelt.

Ich hoffe, der Veranstalter lässt sich durch die ganzen negativen (Slogun)-Kommentare nicht unterkriegen und organisiert im nächsten Jahr das Consumer Electronics 7-Festival.

 ↓Bild anklicken, um es zu vergrößern↓

Sektion B

Sektion B

Sektion B

Sektion B

Sektion B

Sektion B - White Lines

Sektion B - Born To Be Wild

Grunt - "Im Schönheitswahn"

Im Publikum

Grunt

Grunt

Sickness

Control

Leicht verletzter Sickness

Control

Control

Slogun

Slogun

Slogun

Slogun - Unterstützung auf der Bühne

Überraschende Schlussperformance fast aller Künstler

 

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