Galerie/Berichte
Elektroanschlag Nr. 11

Fr.: 16Pad Noise Terrorist, Nogo!, Baxter Lilly, Spherical Disrupted, S:Cage, Subheim, 13th Monkey, Oil10, Absolute Body Control
Sa.: M.A.O., Frl.Linientreu, Militia, Raoul Sinier, Control, Ms Gentur, Displacer, Roger Rotor

Freitag/Samstag, 26/27.03.2010 Brauerei (Tenne), Altenburg

 

 

Ein Wochenende in Staus und Braus

Sollte man meine vorherigen Berichte zum Elektroanschlag gelesen haben, könnte schnell der Eindruck erweckt werden, dass ich hier nur ausschließlich positives berichten möchte und mich gerne wiederhole. Dies ist beim Elektroanschlag Nr. 11 wieder einmal der Fall. Aber was hat man auch schon für Möglichkeiten negative Kritikpunkte anzubringen, wenn diese gar nicht vorhanden sind. Selbst das Wetter am Samstag machte einen Altenburg-Rundgang möglich. Die für das Wochenende angekündigten heftigen Regenfälle beschränkten sich hauptsächlich auf den Freitag. In weiser Voraussicht gab es diesmal einen überdachten Außenbereich, der den hungrigen und rauchenden Zeitgenossen zumindest am Freitag zu gute kam. Am Samstag hätte es voraussichtlich selbst ohne diese Zeltkonstruktion keine Probleme gegeben.

Im Vergleich zu den vorherigen Jahren gab es diesmal allerdings Unannehmlichkeiten bei der Anreise. Stau- und wetterbedingt war ein pünktliches Eintreffen meinerseits leider nicht möglich, so dass ich über 16Pad Noise Terrorist und Nogo! nichts schreiben und auch keine Fotos präsentieren kann.

Um ca. 20:45 traf ich in der altbekannten Brauerei, noch ein wenig gerädert, ein und musste im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal runterkommen. Der aus dem vorherigen Jahr kurzfristig gewählte und feuerbedingte Veranstaltungsort Brauerei/Tenne, wurde für das diesjährige Festival ein wenig modifiziert. Der bereits beschriebene und verlegte Außenbereich machte ein ständiges Auf und Ab durch das enge und potentiell rutschige Treppenhaus zur Nahrungsaufnahme bzw. zum Blausäurekonsum diesmal überflüssig. Hier wurde wieder einmal mitgedacht. Der Bühnenbereich wanderte ein wenig weiter nach hinten, so dass eine bessere Trennung zwischen der Konzertdarbietung und dem Merchandisingbereich zustande kam. Mit Hilfe eines Vorhangs gab es nicht nur die optische Unterteilung, sondern auch eine akustische. Man merkte relativ schnell, dass genau dies letztes Jahr fehlte. Die ausreichenden Platzverhältnisse sind ein weiteres Plus für den gewählten Veranstaltungsort. Selbst bei den Sitzmöglichkeiten wurde nicht gespart. Die angebrachten Heizstrahler sorgten in dem Gewölbe noch für eine dezente Strandatmosphäre, die T-Shirt-Trägern sicherlich entgegen kam.

Aber nun zu den Bands. Für mich ging es am Freitag mit Baxter Lilly los. Mangelndes Konzentrationsvermögen durch Anreisestress ließ keine Auseinandersetzung mit dem Projekt zu, obwohl der Track Every Night Is A Masquerade auf der CD meinem Geschmacksmuster entspricht, blieb mir der Zugang zu ihrem musikalischen Output an diesem Abend verwehrt.

Mirko hingegen konnte mich mit seiner Spherical Disrupted Darbietung wie immer überzeugen. Die Präsentation neuer Stücke nötigte mich dann anschließend sein neues Album Quasar käuflich zu erwerben. Die semitransparente Verpackung der aktuellen Veröffentlichung verdient ein besonderes Lob und sollte vielleicht auch für weitere Musikliebhaber einen Kaufanreiz darstellen. Alles andere ist Download.

Die S:Cage Performance hab ich eher oberflächlich betrachtet. Ruhig Klänge, die kaum polarisierten aber trotzdem gut ankamen. So etwas passt auf jeden Fall gut in den heimischen CD-Player, um ein mit Besuch gefülltes Wohnzimmer dezent zu beschallen und dabei keine Gäste zu vergraulen.

Subheim, das sind Kostas K und Katjia, kann man ebenfalls dem ruhigen Lager zuordnen. Ihre ruhigen Stücke wirkten aber wesentlich kräftiger als die von S:Cage, was mit ziemlicher Sicherheit dem Gesang von Katjia zuzuordnen war. Mal schauen, ob sich diese Kraft auch in den eigenen vier Wänden einstellen wird.

Den viel verlangten rhythmischen Part übernahmen relativ spät 13th Monkey. Kompromissloser Rhythm & Noise, der viele der Gäste zum intensiven Tanzen nötigte. Obwohl ich schon mehrmals auf dieses Projekt aufgrund irgendwelcher Samplerbeiträge aufmerksam gemacht wurde, bekam ich erst jetzt das Bedürfnis mir das bei Hands erschienene Album Redefining The Paradigm Of Bang zuzulegen. Manchmal steht einem Kauf nur ein fehlender Auftritt entgegen.

Oil10 kam mit sauberen Klängen daher. Ein Zeitgenosse bezeichnete sein Output als Schwuchtel-Techno. Mir hingegen hat es sehr gut gefallen, trotz meiner Heterosexualität. Bei etwas höherem Geldvolumen hätte sicherlich ein Tonträger dieses Musikers seinen Besitzer gewechselt. Zu deutsch, es hätte einen Ölwechsel gegeben.

Den Höhepunkt des ersten Abends stellten Absolute Body Control dar, obwohl deren Klänge bei weitem nicht so gut waren, wie man es von allen vorherigen Bands gewohnt war. Für diesen Auftritt wurde leider der bewährte Mann hinter dem Mischpult ersetzt. Stattdessen versuchte man hohe Qualität durch hohe Lautstärke zu erzielen. Die viel zu lauten Bässe dröhnten nur noch und gaben allen anderen Frequenzen kaum eine Möglichkeit, sich genüsslich zu entfalten. Ob das dann während des Auftrittes noch korrigiert wurde, weiß ich nicht. Sobald Dirk und Eric auf der Bühne richtig loslegen und ihre bekanten Stücke spielen, hat man eh keine Ohren mehr für solche Kleinigkeiten. Es sind einfach Bühnengötter.

Anschließend durfte Mirko (DJ Paradroid) noch einmal auf die Bühne und die Gäste mit Musik aus der Konserve beschallen. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich allerdings schon auf dem Weg ins Hotel.

Nach relativ kurzer Nacht, die durch meine innere Uhr beendet wurde, begab man sich schlaftrunken irgendwann relativ spät in den Frühstücksraum, der diesmal, angeregt durch das R-Reger-Team bis 12:00 Uhr geöffnet war. Sehr zum Vorteil für Nachtschwärmer, besonders wenn man berücksichtigt, dass an diesem Wochenende die Uhren um eine räuberische Stunde vorgestellt wurden.

Nach einem Nachmittagsspaziergang und einer kurzen Erholungsphase ging es am Samstagabend relativ pünktlich mit dem Projekt M.A.O. los. In der Vergangenheit durfte ich deren Bühnenakrobatik bereits über kurze Videoclips im Netz bewundern. Irgendwann sind mir diese Clips jedoch in Vergessenheit geraten. So konnte ich mich ohne Vorbelastung erneut auf das Projekt M.A.O. einlassen. Mir fällt es wirklich schwer, ihr Werk in Worte zu fassen. Wenn ich in der Lage wäre, einen beschreibenden Satz dafür zu finden, enthält dieser sicherlich Vokabel wie, genial, krank, wahnsinnig, minimalistisch, herzergreifend, emotional, gestört, steigernd, erregend usw. Schwer nachvollziehbar, dass es von ihnen noch keine Tonträger gibt. Ab Mai 2010 soll sich dies allerdings ändern. Hoffen wir mal, dass der Höhepunkt des Festivals auf Tonträger ebenfalls zu überzeugen weiß. Ihre Daseinsberechtigung für jede Bühne haben sie an diesem Abend auf jeden Fall unter Beweis gestellt. Charismatische Musiker sollten sich hier auch heimisch fühlen.

Frl. Linentreu durfte M.A.O. beerben, konnte natürlich nur musikalisch mithalten. Guter Sound, den man zwar live genießen kann, aber aufgrund der konzentrierten Performance nicht visuell betrachten muss. Hier würde mich eine Live Performance von Schlauch 2 elf wesentlich mehr interessieren.

Durch Absage von Balog machte man es sich zunutze, das entstandene Zeitfenster einerseits Militia für ihren Aufbau zur Verfügung zu stellen und andererseits parallel dazu das neue Werk von Stephen Swartz zu präsentieren. Wieder einmal wurde ein Kunstwerk rund um den Elektroanschlag geschaffen, das sich diesmal mit der Vernichtung des Kanonenhauses auseinandersetzte. Passend dazu wurde der Titel Phoenix gewählt. Im Gegensatz zum Werk The Boxmaker bediente man sich hier jedoch der modernen 3D-Technik, die das Tragen einer speziellen Brille erforderlich machte. Glücklicherweise wurden diese Brillen zusammen mit einer DVD beim Betreten verteilt. Leider wollte sich der 3D-Effekt bei mir, und wie ich erfahren habe bei vielen anderen ebenfalls, nicht einstellen. Ob es nun an der Brille oder der teilweise milchigen Projektion lag, kann ich nicht beurteilen. Der Film an sich war aber einsame Spitze. Im trauten Heim werde ich dann noch einmal einen Versuch starten, DVD und Brille sind ja vorhanden.

Militia, sicherlich einer der Höhepunkte des diesjährigen Elektronanschlags, lieferten nicht nur visuell ein sehr gutes Ergebnis ab. Ich durfte sie schon mehrmals live erleben, aber hier gab es mit Sicherheit die straffsten Rhythmen. Knüppelhart und geradeaus um nur zwei Worte zu nennen. Super abgemischt, so dass sich klanglich ein sauberer „dreckiger“ Sound einstellte, der es nicht zuließ, einfach nur ruhig auf der Stelle zu stehen. Hab ich bei Militia zuvor noch nicht erlebt. Im Normalfall kann ich mit Live-Aufnahmen auf Tonträgern von Militia nicht so viel anfangen. Hier bekunde ich allerdings ein starkes Interesse daran, dies noch einmal über meine Boxen zu erleben.

Hart gesagt diente Raoul Sinier für mich im Vorfeld nur als erholsame Brücke zu Control. Eine harte Degradierung dieses begabten Musikers, der mit Hilfe seines Saiteninstrumentes traumhafte Flächen erzeugte und mir dabei half, für Control ein wenig Energie zu tanken.

Thomas Garrison oder besser bekannt als Control, ist ein Einmann-Projekt aus den USA, der mit seinen Noise-Flächen und geballter Schrei-Aggression das Publikum von Anfang an in bekannter Power Electronics-Manier zu Gewalttaten nötigte. Da flogen recht schnell Besucher im vorderen Bühnenbereich durch die Gegend, die dann nicht einmal mehr wussten, wie spät es war. Von allen Auftritten gehörte dieser definitiv zur Kategorie: Viel zu kurz! Zwar trat er nicht in die Fußstapfen von Slogun, trotzdem war das für Power Electronics typische abrupte Ende wie ein ganzer Eimer kaltes Wasser mitten ins Gesicht. In der Kürze liegt wohl die Würze!

Noch etwas angefixt durch die Rangelei bei Control ging es in ähnlicher Härte bei MS Gentur vor der Bühne weiter. Es änderte sich nur ein wenig der Soundtrack. Aggressionen schlugen um in Spaß und druckvolle Flächen wurden zu tanzbaren Rhythmen. Die Begeisterung des Publikums zollte mal wieder MS Gentur ihren vollen Tribut. Soll das wirklich End Chapter bedeuten?

Displacer brachten wieder ein wenig Ruhe in den Veranstaltungsraum. Die Akkus verschiedener Besucher mussten auch dringend wieder aufgeladen werden. Roger Rotor ist bei seinen ausgefeilten Rhythmen nun mal tatkräftig zu unterstützen und dafür braucht man volle Energie. Somit hab ich jetzt den direkten Sprung von Displacer auf Roger Rotor geschafft, ohne mich irgendwelchen ausufernden Beschreibungen hingeben zu müssen. Dafür, dass ich mir die Projekte nach Control aufgrund von Müdigkeit und bevorstehender Zeitumstellung weitestgehend ersparen wollte, bin ich im Nachhinein recht froh, mich anders entschieden zu haben. MS Gentur, Displacer und Roger Rotor waren und sind wie immer würdige Headliner.

Nach dem letzten Auftritt gab es noch einen kleinen Zwischenfall. Diesen Zwischenfall kann man als „nicht-sofort-ins-Hotel-fahren“ bezeichnen, was bei mir in Kombination mit so einem umfangreichen Festival relativ selten vorkommt. Da ließ es sich dann auch nicht vermeiden, Klänge von Propergol und Konsorten zu vernehmen. So ein kompromissloses DJ-Set hab ich selten erlebt. DJ Music Team Raubbau hat ganze Arbeit geleistet. Die Frage, ob sie den Raum leer gespielt haben oder die Besucher auch so gegangen wären, bleibt offen.

Ich muss mich mal wieder ganz herzlich bei allen Mitgästen, den Bands, dem Veranstalter, speziell GAndy und allen anderen Verantwortlichen bedanken. Es ist bemerkenswert, dass man offensichtlich in der Lage ist, sich von Jahr zu Jahr immer noch zu steigern. Mal schauen, was 2011 die Vorstellungskraft sprengt.

20070404

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Baxter Lilly

Spherical Disrupted

S:Cage

Subheim

Subheim

Subheim

13th Monkey

Oil10

Absolute Body Control

Absolute Body Control

Absolute Body Control

M.A.O.

M.A.O.

M.A.O.

M.A.O.

Frl.Linientreu

Phoenix - Ein Werk von Stephen Swartz

Militia

Militia

Militia

Militia

Militia

Raoul Sinier

Ms Gentur

Ms Gentur

Ms Gentur

Displacer

Roger Rotor

Roger Rotor

Spaß

 

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